saisonal regional ökologisch nachhaltig fair schmackhaft genussvoll entschleunigt geschenkt öffentlich kollektiv rituell performativ installativ zeichensetzend

 

 

 
 
Die partizipatorische Esssituation und temporäre Mahlgemeinschaft ereignet sich als öffentliches Konvivium, in dessen konzeptuellen Mittelpunkt die heute schwindende Möglichkeit steht, Kochkunst als Lebenskunst zu begreifen und in einer gastrosophischen Erfahrung zu versinnlichen. An dem angegebenen Ort und für den jeweiligen Zeitraum eines gemeinsamen Gastmahls genießen die Beteiligten die - mit Heidegger gesprochen - ins Werk gesetzte Wahrheit einer Kunst, welche die Tafelgemeinschaft zu einer fröhlichen Reflexionsgemeinschaft des guten Geschmacks macht.1)
 
 
Schon in den 1920er Jahren beschäftigten die Futuristen um Filippo T. Marinetti mit Kochen und Essen. Joseph Beuys engagierte sich für eine radikale Transformation der industriellen Landwirtschaft. Künstlerköche wie Daniel Spoerri, Peter Kubelka, Rikrit Tiravanija u.a. haben sich mit den politischen und philosophischen Dimensionen der Essenszubereitung auseinandergesetzt. Dieter Froelich führte die ersten Kochinterventionen im öffentlichen Raum aus.
 
 
Versinnlichung, Entschleunigung, glokale Utopie
 
COOKING GARDENS knüpft an kunsthistorischen Leitbildern an, geht dabei aber einen entscheidenden Schritt weiter, indem wir aktuelle Diskurse über ethische, ökologische und sozial gerechte Aspekte des Konsums, Kochens, der Nahrungsaufnahme und des Entsorgens ganz konkret vor Ort aufgreifen. Die Gestaltung des städtischen Raums mit künstlerischen Mitteln und die Nahrungszubereitung und -aufnahme als ästhetisches Ritual spielen dabei eine zentrale Rolle.

 
Jenseits von Galerien und Museen verwandeln die KünstlerInnen Anne Vaupel, HMJokinen und der Bio-Landwirt Carsten Krieger den Stadtraum zu einem Kunstraum mit öffentlicher Nahrungszubereitung und kollektiver Nahrungsaufnahme.
 
Für unsere gastrokünstlerischen Interventionen entwickeln wir außergewöhnliche und ökologisch sinnvolle Raumkonzepte. Zeichensetzungen, Fassadenprojektionen, Begrünung mit Pflanzen aus der Landwirtschaft, Musik sowie Lesungen über das Wesen der Nahrung verwandeln den Stadtraum in eine poetische Dimension. In einer speziell für das kulinarische Bankett-Happening angefertigten Kleidung bewegen wir uns im Raum und bieten serielle, temporäre Installationen mit Geschirr und Lebensmitteln dar. Dabei zollen wir den Geschöpfen, die wir aus der Natur gewinnen, besondere Aufmerksamkeit. Die Bio-Lebens-Mittel werden dem Publikum (den eingeladenen Gäste ebenso wie den StadtteilbewohnerInnen und PassantInnen) auf sinnlich erlebbare Art und Weise visualisiert. Diese liegen offen zur Begutachtung da, ebenso ihre Transformation im Koch- und Verzehrprozess.
 
Unsere Performances im öffentlichen Raum sind experimentelle Feste auch des Schenkens (Potlatch). Die Wertschätzung und Aufmerksamkeit, die wir den Lebens-Mitteln schenken, kommt selbstverständlich auch unseren Gästen zu, denen wir ein köstliches, mehrgängiges Mahl umsonst zubereiten. Dabei laden wir gezielt Gäste ein, die sich unter Umständen nicht immer Bio-Lebens-Mittel leisten können. Aber mit wachsender Käuferschicht können die BioerzeugerInnen ihre Produktpreise auf dem Wochenmarkt senken, wie wir in Gesprächen mit ihnen erfuhren. Die Eingeladenen nehmen Platz neben Bio-Lebens-MittelerzeugerInnen und Eat-Art-AktivistInnen. So können die TischnachbarInnen in aller Ruhe zum Thema des Abends austauschen. Sie werden auch angeregt, sich zukünftig zu eigenen Eat-Ins in ihrer Nachbarschaft zu verabreden.
 
 

1 Harald Lemke; Kochen als Kunst. Zur Philosophie der kulinarischen Praxis, Hannover 2005
www.haraldlemke.de/lehre/Lemke_Kochen_als_Kunst.pdf (11.3.2012)
 
 
 

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EAT INN UTOPIA
 
"Zum Nachahmen mit Tischen vor der eigenen Tür & Nachbarn drum rum." aus:
EAT INN UTOPIA Gästebuch
 
EAT INN UTOPIA -
Intervention im öffentlichen Raum
Sonntag, 3.6.2012
auf dem Spritzenplatz
in Hamburg-Altona
 
Die Gurke blüht im Mai, das Radieschen reckt purpurne Stengel. EAT INN UTOPIA am Wachsen: Szenen vom Bio-Bauernhof
 

 
Als kleine 'Keimzelle' entstand die AnwohnerInneninitiative, die jetzt auf dem Ölmühleplatz einen größeren Gemüsegarten als 'Grünareal' anpflanzen will. Die Kulturbehörde Hamburg fördert das Projekt als Kunst im öffentlichen Raum, doch die Stadt will den Gemüsebeeten keinen Platz auf dem Riesenareal machen.

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